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Claudia Landolt Starck

Ferien vom Ego

Das erklärte Ziel des alten Yoga war nicht die Beherrschung komplizierter Körperpositionen, wie es der moderne Yoga propagiert, sondern die Befreiung des Geistes. Die Frage, die über allem steht, lautete: Wie können wir uns über die Widrigkeiten und Erschwernisse des Alltags erheben, wie können wir auch irdische und körperliche Gebundenheiten überwinden und in eine innere Freiheit kommen?


Kein Schlamm, kein Lotus: Freiheit hat ihren Preis.


 

Was verursacht Leid, was macht die Menschen unglücklich - sowohl die, die alles haben als auch jene, die nichts haben? Und wie kommen wir da je wieder raus, wie können wir Lied verhindern und abwenden? Diese Fragen stellte sich bekanntlich Gautama Buddha. Doch schon viele Weisen vor ihm studierten ebenso an dieser existentiellen Frage herum. Um Antworten zu finden, gingen sie in die Wälder, praktizierten, beteten und lebten teilweise asketisch. Asanas fanden hauptsächlich im Sitzen statt.


Sie suchten die Antwort in der Meditation und in der Loslösung von allem Irdischen.

Moksha, die Befreiung, oder auch Samadhi, der selige nichts-wollende Zustand war dabei das Ziel. In ganz früherer vedischer Zeit, vor zwei Jahrtausenden, dachte man, nur der Tod könne einen erlösen.


Der Hatha Yoga ( um 1500 n. Chr.) brachte als erster Yoga den Körper ins Spiel. Den Körper zu bewegen, mit ihm zu arbeiten und den Geist und Atem mit einzubeziehen um mit ausgewählten Techniken den befreiten Geist zu erlangen. Dazu gehört das Studium des Geistes. Denn wie Buddha mehr als tausend Jahre vorher erkannten die alten Yogis, dass unser Geist das wahre Hindernis ist. Er spinnt unzählige Geschichten, tagaus, tagein, in Sekundenschnelle. Und dabei nimmt der Geist alles für wahr, was er meint zu sehen, zu fühlen, zu hören.


Die Yogis aber erkannten, dass der eigene Geist nicht immer alles klar sieht, sondern laufend interpretiert. Je mehr Erfahrungen wir haben, desto grösser wird das Interpretationsspektrum - endlose Stories rasen durch unser Gehirn.


Dies zu erkennen - was wahr ist und was wir interpretieren, nennt man im Yoga Viveka - die Unterscheidungsfähigkeit zwischen Wahrem und Unwahrem. Denn jene Kräfte (klesa) wie das falsches Verstehen einer Situation, einer Person oder sich selbst) und eine tiefe Unsicherheit sind es, die uns Leid verursachen.


"In dem Masse, wie die Kraft des falschen Verstehens weniger wirkt, kann in uns Klarheit wachsen. Dieser Weg führt hin zu Freiheit." (Yoga Sutra des Patanjali, 2.25)


Aber wie immer im Leben muss man diesen Schritt aktiv gehen wollen! Aktiv die eigenen Muster erkennen, hat eine grosse Kraft: Man erkennt, dass man sein Leben gestalten kann.




In Yogastunden führen wir keine philosophischen Gespräche. Aber wir versuchen auch hier, in die Klarheit zu kommen, alles was uns körperlich wie geistig eng und schwer macht, zu überwinden, zu befreien. Das können ganz einfache Sachen sein:

  • den Atem frei fliessen zu lassen - in den Bauch, in die Brust und fühlen, wie es auch innen weiter wird

  • leicht werden in den Asanas - denn trotz aller korrekten Ausrichtung geht es immer um das innere gute, leichte Gefühl

  • Meditation bewirkt Öffnung frei werden vom eigenen Ego, und sei es nur für einen kurzen Moment

  • den Körper bewusst wahrnehmen, reflektieren und verstehen lernen

  • sich zu entscheiden, in welcher Qualität wie man den Tag verbringen möchte statt sich von aussen diktieren zu lassen, wie der Tag zu sein hat

  • Dankbarkeit für unseren Körper, unsere Gesundheit und unser Leben, das für fast alle in der Schweiz sehr viel an Schönem zu offerieren hat


 

Wovon möchtest du dich befreien?

  • Unsicherheit und Zweifel

  • Falschen Freunden

  • Meinen Selbstwert von anderen definieren zu lassen

  • Status und Geld


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