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Claudia Landolt Starck

Wie Yoga helfen kann, innerlich ruhig zu werden, wenn die Welt verrückt spielt

Aktualisiert: 19. Sept.

In Zeiten äusserer Unruhe wird unsere Achtsamkeit nach aussen gezogen. Sicherlich hast du das im vergangenen Corona-Jahr auch gespürt: Einmal kurz die News checken, lesen oder hören, und - upsi! -schon geht das Gedankenkarussell los. Je mehr unsere Achtsamkeit nach aussen gezogen wird, desto grösser werden unsere innere Unruhe, Sorgen, Ängste. Wir hören auf, uns selbst zu vertrauen und auf unsere innere Stimme zu hören.

 


 

Diese innere Stimme, man könnte auch sagen, dein inneres Wissen oder deine innere Weisheit, die durch Yoga, Lesen oder Hören und Meditation erweckt wird, ist sehr wertvoll. Sie ermöglicht dir eine andere Sichtweise auf die Dinge im Leben und in der Welt. In dieser Sichtweise gibt es keine Dramen und keine Krisen, sondern nur Veränderungen.


Der grosse indische Meister, der Philosoph Kirshnamurti - dessen Bücher mir eine wertvolle Inspirationsquelle sind- sagt: «Die Angst liegt in der Bewegung weg von dem, was ist.» Was er anstrebt, ist ein innerer Raum, in dem keine Angst herrscht. In diesem Raum sind wir uns bewusst, dass alles um uns herum in stetiger Veränderung ist. Alles ist offen, impermanent und ständig im Fluss. Die Natur macht es uns vor. Zum Beispiel die Wellen als sichtbare Bewegungen im Meer. Diese Wellen symbolisieren als bewegte Oberfläche unsere Gedanken, unsere Emotionen, unsere Sorgen. Der Untergrund, also der Meeresboden, ist aber immer ruhig, verändert sich nicht. Es ist, als sei er stabil und fest und beobachtet einfach die Geschehnisse über ihm. So soll unser innerer Geist sein, besagt der Yoga: Ein ruhiges Bewusstsein, das um die Gesetzesmässigkeiten der Dinge weiss. Gefühle darüber zulassen, fühlen, aber ihnen nicht zuviel Raum geben, sie nicht zu einem Gedankenkarussell werden lassen. Man könnte sich all diese Gedanken und Emotionen auch einfach als Federn vorstellen, die in die Luft gewirbelt werden, vorüberziehen und wieder auf den Boden zurücksinken.


«Die Angst liegt in der Bewegung weg von dem, was ist.»

Krishnamurti


Einen solchen Raum betritt man in der Yogapraxis und der Meditation. Dann nämlich wird die Achtsamkeit vom Denken ins Fühlen gelenkt. Hin zu dem, was wirklich ist. So ist die Kunst, innerlich ruhig zu bleiben, wenn es draussen stürmt. Es ist ein wundervolles Geschenk, innerlich ruhig zu bleiben, wenn es im Aussen turbulent und wild zu-und hergeht. Diese Freiheit wurde in den vergangenen Monaten und im letzten Jahr wohl noch kostbarer.


So halten wir uns vor Augen: Äussere Unruhe und äussere Bewegungen können nur sehr begrenzt beruhigt, sprich: verändert werden, innere Unruhe dagegen kann beruhigt werden. Hat man diesen Zustand erreicht, nennt man «Yoga«. Einer wichtigen Yoga-Schrift zufolge bedeutet« yoga-citta-vrtti-nirodhana»: Der Zustand der Gedankenfreiheit.


Innerlich ruhig zu werden und die Dinge einfach nur freudig zu beobachten, heissst allerdings nicht, keine Gefühle mehr zuzulassen oder sich gar von der Welt mit all ihren Sinnenfreuden abzuwenden. Im Gegenteil: Berühren und berührt werden ist ganz wichtig. Es geht vielmehr darum, die Gesetzmässigkeiten des Lebens zu akzeptieren, wie die Natur es uns vorlebt. Alles ist in steter Veränderung, alles ist veränderlich. Alle Dinge haben einen Anfang, eine Mitte und ein Ende. Es geht darum, dies anzuerkennen und dennoch innerlich ausgerichtet, stabil und froh zu sein. Als Yoga-Sinnbild hierfür können die Standhaltungen genommen werden, beispielsweise der Baum oder auch alle Kriegerhaltungen: Sie sind nur möglich, wenn die Ausrichtung ganz klar ist, der Fokus gesetzt und der Geist nicht abschwirrt. Sonst beginnt der Körper zu wackeln.





Der Yoga bietet uns viele Werkzeuge, mit denen dieser ruhige Geisteszustand erreicht werden kann. Hier ist eine ganz einfache Übung, die dir hilft, ruhig zu werden und bei dir zu bleiben:


  1. Setz dich auf einen Stuhl oder auf ein Sitzkissen auf deiner Yogamatte. wähle einen Ort aus, an dem du einen Augenblick nicht gestört wirst. Schalte dein Handy aus.

  2. Gehörst du wie ich zu den nervösen Typen, dann mache kurz zuvor einen kurzen Spaziergang oder geh kurz auf den Balkon und atme tief ein und aus. Mir hilft es auch, kurz zu einem Lieblingssong zu tanzen und so alle Spannung loszuwerden.

  3. Schliesse deine Augen. Lege deine linke Hand auf deinen Bauch, deinen rechten Handrücken an den unteren Rücken/die Lende. Atme tief ein und aus und spüre dem Atem nach.

  4. Nach ungefähr einer Minute legst du beide Handrücken wie zwei Flügel an deine seitlichen Rippen, Spüre auch hier der Ein- und Ausatmung nach. Vielleicht kannst du fühlen, wie sich mit der Einatmung das Gefühl einstellt, breiter, weiter zu werden.

  5. Wiederum nach ca. einer Minute legst du die Fingerkuppen beider Hände auf deine Schlüsselbeine. Du spürst, wie mit der Einatmung diese sich heben und sich die Lungenspitzen mit Atem füllen. Die Ausatmung wiederum lässt die Schlüsselbeine zurücksinken.

  6. Lege die Hände zurück in den Schoss oder auf deine Knie/Oberschenkel. Halte die Augen noch geschlossen. Atme tief ien und stell dir vor, wie mit der Einatmung die Bauchdecke sich hebt, der Brustkorb sich verbreitet und hebt. die Lungenspitzen sich mit Prana füllen. Die Ausatmung lässt von oben nach unten alles wieder zurück zum Bauch und ins Becken senken. Wiederhole das ein paar Mal. Folge mit deinen Gedanken ganz deinem Atem. Wenn du Ujjayì Pranayama kennst, atme mit Ujjayi.

  7. Halte die Augen geschlossen. Stelle dir dann innerlich einen Ort oder einen Platz vor, an dem du gerne bist, der dich erfüllt mit Glück und Ruhe, an dem du glücklich warst/bist. Gehe in Gedanken dorthin. Vielleicht ist es ein sonniges Plätzchen in der Natur, vielleicht am Meer oder auch irgendwo in den Bergen. Es kann übrigens auch ein Tier sein, das dir Geborgenheit und Kraft schenkt. Bleib eine wenig an diesem Ort, bei diesem Tier. Nimm alles an, was dieser Moment dir schenken möchte. Wie ein warmes Bad an einem kühlen Wintertag. Kehre dann von diesem Ort ganz langsam zurück auf deinen Stuhl, auf deine Matte. Sei dir deiner inneren Stärke bewusst. Es ist diese innere Kraft, die dich die Stürme des Lebens meistern lässt. Dann öffnest du langsam deine Augen.


 

«Einfachheit stellt sich ein, wenn der Geist nicht mehr anhaftet, wenn er nichts mehr erreichen will, wenn er akzeptiert, was ist.» Krishnamurti


 

Probiere es aus! Sei geduldig mit dir. Yoga bedeutet Praxis, nicht Theorie. Regelmässige Praxis, auf der wir die vielen wunderbare Werkzeuge des Yoga ausprobieren können. Ich freue mich, dass wir ein Stück dieses Weges gemeinsam gehen.


Namasté: Deine Claudia

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